Die monatliche Kolumne mit neuer Musik und meinen Lieblingsplatten. Den ganzen August gab es viele, viele neue Releases, ich hatte viel Zeit zum Musikhören, so ist jede Menge Neues bei mir angekommen. Meine Favoriten sind aber dennoch alte Bekannte – und eine kanadische Band, die mir bisher total verborgen geblieben ist – warum auch immer. Viel Spaß mit der hulza-Sicht auf die beste Augustmusik! Diesmal auch wieder mehr Gitarren, generell mehr, mehr Indie – von allem mehr 😉
Arcade Fire, das mir als Musikfan zwar ein Begriff war, blieb immer in den dunklen Teilen meiner Indie-Welt verborgen. Als in den letzten Wochen aber nahezu jedes Musikmagazin die Band in den höchsten Tönen lobte, manche sie sogar zur besten Band des Jahrzehnts stilisierten, da kam auch ich natürlich nicht mehr an „The Suburbs“ vorbei. Und tatsächlich: Ganz großes Kino, musikalisch gesehen. Am Mikrofon das Ehepaar Régine Chassagne und Win Butler, dazu weitere 5 Musiker, und heraus kommt wunderbar eingängiger Indierock, der manchmal seicht ist, manchmal rockig, und immer wieder mit Elementen aus dem Folk angereichert ist.
Was gibts? Tolle Indie-Musik, wahnsinnig eingängig, Ohrwürmer. Mein Album des Monats. (Auch die beiden Vorgänger sind zu empfehlen.)
Anspieltipp: Natürlich die Single „The Suburbs„.
.
Über „Dark night of the soul“ könnte man ellenlang ausholen und alleine beschreiben, wer da eigentlich alles mitmacht, u.a. mit den Gastsängern Vic Chesnutt, James Mercer (Sänger von The Shins, mit welchem nach diesem Album auch das tolle Projekt „Broken Bells“ entstand!), Julian Casablancas (The Strokes), Flaming Lips, Iggy Pop, – und David Lynch (!) und viele mehr! Aber natürlich geht es vor allem auch um die Musik der Protagonisten um Produzent Danger Mouse und die Band Sparklehorse. Wegen rechtlicher Probleme mit EMI taucht das Album erst jetzt auf… über ein Jahr nach Produktion.
Was gibts? Traurigen, ambitionierten, etwas verwurschtelten Pop, toll umgesetzt mit den vielen großartigen Gastsängern. Kunst! Meisterwerk!
Anspieltipp: „Revenge“ mit The Flaming Lips. Oder „Insane Lullaby“ mit James Mercer. Oder oder oder.
.
Nehmen wir doch eine rocklastige Indie-Produktion dazu: Interpols neues selbstbetiteltes Album. Im Januar hatte ich eine Single-Auskopplung von Sänger Paul Banks besprochen: „Julian Plenti…is skyscrapper“. Jetzt ist Interpol auch als Band zurück, und begeistert da mit doch relativ strikten Gitarrenriffs, und einer insgesamt sehr auf Gefühl bedachten Rockmusik. In den Stücken von „Interpol“ steckt auch immer etwas Theatralik – um dann im nächsten Augenblick wieder ganz ruhig zu sein. Spannendes Album.
Was gibts? Seichter Indie-Rock für die großen Gesten, quasi das Musikalbum zu einem Film, der noch gemacht werden muss.
Anspielltipp: „Barricade„.
.
Ich liebe Röyksopp. Das macht es schwer, über Alben kritisch zu urteilen. Dabei ist mir völlig bewußt, dass die beiden Norweger absolute Geschmackssache sind. Meinen Nerv treffen sie, daher hier völlig zu Recht mit ihrem neuen Album „senior“ mit dabei. Während sie im 2009 erschienen Album „Junior“ vor allem mit Gesang und Gästen experimentierten, und dabei ein unglaublich fröhliches Album herauskam, ist „senior“ der Gegenentwurf – sprichwörtlich. „Although ‘Senior’ share bloodline with ‘Junior’, any further comparison of the two would prove pointless, as they are as different as day & night.“
Was gibts? Röyksopp back to the roots: Ohne Gesang, zurück zum melancholischen instrumentalen Wahnsinn. Sehr atmosphärisch, sehr düster, traumhaft schön. Ein bisschen Jean Michael Jarre auf skandinavisch.
Anspielltipp: Warum nicht gleich die ganze Albumpreview?
.
Die meisten Menschen kennen Matthew Dear eher als Audion, und dessen großartigen Floorkillern (wie z.B. „mouth to mouth„), oder als bei Minus releasenden False (mit Stücken wie „Fed on Youth„), wenn sie ihn denn überhaupt kennen. Dear macht aber auch unter seinem richtigen Namen richtig gute elektronische Musik – jedoch relativ weit entfernt von Dancefloor und Party. Vermutlich ist es genau das, was mir so gefällt. Tanzen lässt sich hier wohl nur schwer, die eher komplizierten Arrangements fallen düster aus.
Was gibts? Avant-Pop nennt Dear seine Musik, das ist Songwriting mit 4/4-Takt und Bassline statt Gitarre. Das sind Techno-Balladen und gefühlvolle elektronische Songs. Großartig.
Anspielltipp: Nochmal völlig anders, aber ein würdiger Abschluss: „Gem„, die wunderschöne Pianoballade zum Abschluss.
.
Jede neue Kompakt-Compilation ist so gut wie sicher wieder ein neuer Genuß und immer wieder für Überraschungen gut. Das Kölner Label fährt mittlerweile doch eine relativ klare Linie, was Releases, Tracks und Compilations angeht. Daher weiß man mittlerweile im Sommer auch immer frühzeitig, welchen Weg die neue „Total“ gehen wird. Mit an Bord sind natürlich jede Menge Kompakt-Künstler von DJ Koze bis Superpitcher, von Thomas Fehlmann bis Michael Mayer, von Jürgen Paape bis zu Wolfgang Voigt uvm. (Das Letzterer wieder vermehrt macht, finde ich absolut großartig.)
Was gibts? Kölner „adult techno“, wie der RA so schön schreibt. Triffts ziemlich gut: treibende Beats, dennoch ruhig, minimal und doch housig. Dazu gibts natürlich wie immer die schönsten und skurillsten Titelnamen.
Anspieltipp: Will aus 26 Songs ungern was rausgreifen, daher verweise ich auf den kompletten Album-Stream bei ResidentAdvisor.