Depeche Mode – Live in Düsseldorf

Mit zwei Konzerten vor insgesamt über 100.000 Zuschauern haben Depeche Mode in der Düsseldorfer Esprit-Arena am Samstagabend ihre Welttournee beendet. Und wir waren beim letzten Konzert der Tour am Samstagabend dabei. Weit über 1,5 Jahre hatten wir nun die Tickets schon, das Konzert im Juni ’09 war wegen einer Erkrankung von Dave Gahan verschoben worden. Eine lange Zeit – die vor allem eine Menge Vorfreude, aber auch eine hohe Erwartung aufbaut.

Zum ersten Mal hatten wir vorher gekaufte „Front-of-Stage-Tickets“: Super Sache! Kein stundenlanges Warten im Innenraum, erst 20 Minuten vor Konzertbeginn waren wir an unserem Platz. Und dann gabs knappe 2 Stunden Depeche Mode, knappe 2 Stunden besten Synthie-Pop, knappe 2 Stunden einen Mix aus den verschiedenen Dekaden der Band.

Mit „In Chains„, „Wrong“ und „Hole to Feed“ stand der Beginn des Konzertes ganz im Zeichen der neuesten Platte Sound of the Universe. Interessanterweise haben sie im weiteren Verlauf aber auf andere tolle Tracks des Albums wie meinen persönlichen Lieblingssong  „Peace“ verzichtet.

Klanglich war das ganze – zumindest dort wo wir waren – einwandfrei, und so wie es sich für ein Konzert dieser Größenordnung auch gehört! Das ist einfach Standard, und wenn es weniger/schlechter wäre, müsste man bei Kartenpreisen von 80 € auch gehörig meckern. Nicht beklagen, aber auch nicht überaus loben kann ich die Inszenierung des Konzertes: Licht, LED-Wände, Visuals und Animationen waren gut, aber nicht herausragend. Da hat man meines Erachtens schon Besseres gesehen (z.B. ebenfalls in dieser Arena: Genesis mit ihrer großen Tour 2007!), vor allem weil mir persönlich etwas der roter Faden im Konzept fehlte. (Dazu muss man eingestehen: Die Konzerttechnik ist mit den LED-Wänden aktuell auf einem Topniveau, und dort ist sie seit einigen Jahren. Ich bin verwöhnt. Da muss man schon zu Mitteln wie Muse greifen, um den Besuchern noch wirklich etwas Neues zu bieten.) Ingesamt war das aber doch alles ganz nett anzuschauen, einige Aufnahmen dazu:

Dave Gahan
Zu Beginn
Bei Precious

Aber natürlich geht es auch auf einem DM-Konzert vor allem um die Musik, und die war selbstverständlich großartig. Egal ob es die oben schon erwähnten neuen Stücke waren, Klassiker wie „I feel you“ oder Highlights wie das denkwürdige „Personal Jesus“. Im Grunde genommen ist jeder Depeche Mode-Song eine Offenbarung, besonders live, wenn Dave Gahan seine unglaubliche Bühnenpräsenz ausspielen kann wie kaum ein Anderer. Selbst wenn er eigentlich gar nichts macht, ist seine Körpersprache und Mimik unglaublich. Die Musik erreicht besonders in diesen Augenblicken eine grandiose Tiefe, wie man das nur selten bei solchen großen Bands erlebt.

Leider wirkte Gahan gestern Abend etwas müde, seine Show war nur manchmal mitreißend, der Steg in die Fans wurde selten genutzt. Vielleicht ist auch er nach 9 Monaten ständigem Touren durch die ganze Welt an einem Punkt der Erschöpfung angekommen. (Die Interaktion mit den Fans war daher nicht herausragend, ich erinner mich zB daran, wie Phil Collins das ganze Stadion unterhielt mit Witzen auf Deutsch, oder wie Sting das Oberrangpublikum animierte.) Dies wirkte aber nur bedingt negativ, weil die Songs von den 4 Musikern (ja, 4, weil neben Martin Gore und Andrew Fletcher  während der Tour 2 weitere Musiker mit auf der Bühne waren) toll gespielt wurden – und über solches Interaktionsgeplänkel leicht weggesehen werden darf 😉

Die komplette Setlist war insgesamt große Klasse, doch hätte ich mir hier wirklich eine etwas größere Bandbreite erhofft. So tauchten einige meiner Favoriten (wie „master and servant“ , „Everything Counts“ etc.) gar nicht auf. Überraschend dagegen kurz vor Ende: „Photographic“, wunderschön. Richtig toll auch: „Precious“, „I Feel you“ oder „Enjoy the silence“: (Video geht knapp 7 Minuten, gefilmt von meinem Platz. Leider etwas laut, Tonstörungen…)

Martin Gore mal beim Singen

Besondere Highlights für mich waren die emotionalen Songs von Martin Gore, der zwar nicht die markante Stimme Gahans hat, aber dafür eigentlich noch besser singen kann, was er hier wunderbar unter Beweis stellte. Gänsehautatmosphäre zum Beispiel hier bei „Somebody“:

Am Ende gabs noch eine ziemlich tolle Fan-Aktion, zu der sich Depeche Mode leider nicht äußerten. Überhaupt war am Ende leider alles recht schnell rum, und es gab keine weiteren Zugaben, auch wenn die Fans hier vergeblich auf  Waiting for the night warteten (Just can’t get enough hätte sich auch angeboten…). Aber die 5 Minuten vorher hatten es in sich: Dankesrede, Fanaktion, „Personal Jesus“ und viele Emotionen auf der Bühne. Blick von der Bühne auf die „Come Back“-Aktion (photographiert von der Leinwand, daher so pixelig!):

Die ganze Aktion komplett mit dem sensationellen Personal Jesus kann man sich hier anschauen.

Fazit: Ich hab persönlich schon bessere, oder mitreißendere Konzerte gesehen und erlebt, aber insgesamt gesehen war es ein großartiger Live-Abend, eine tolle Band und auch eine schöne Stimmung im Stadion. Da kann ich nur sagen: „Come back, Depeche Mode!“

PS: Wiedermal sehr viel Stau nach Konzertende. Jedes Mal in Düsseldorf das gleiche Problem. Verstehe nicht, warum man dies nicht besser lösen kann. Frustrierend –  gerade nach einem solchen schönen Abend.

Ein Gedanke zu “Depeche Mode – Live in Düsseldorf

  1. Tina

    Hi Schöner Konzertbericht,
    Wobei ich sagen muß das mit den abgeänderten Setlist kann ich nicht so nachempfinden. Wenn es nach den meisten Meinungen geht, sollte eine Band wohl auf jedem Konzert immer eine neue setlist kreieren, was aber nach dem Zeitplan kaum möglich ist und auch bei anderen Bands nicht der Fall ist. auf den vorherigen touren wurden Just can get enough und Everting counts meines Erachtens immer gespielt und ich habe darauf auch gern verzichten können. So verschieden sind eben Geschmäcker und das viele gerade mal Presious, Enjoy the silence, und Personal Jesus wahrnehmen ist eben schon der Grund, warum so viele gute Titel, die meines Erachtens, mir persönlich in einer Setlist besser gefallen hätten, eben einfach nicht gespielt werden. Das ist aber auch bei jeder anderen Band so. Es wird halt das Gespielt, was Massenkompatibel ist.
    Jeder der die Band wirklich kennt, weiss auch, wann Dave auf dem Steg kommt und kennt inzwischen die Eigenart des Sängers. Der hat in all den Jahren, wo sie auf den Bühnen der Welt stehen, nie viel geredet oder irgendwelche super Publikumsgesten veranstaltet. Aber es gab auch nie eine 1-Mann Unterhaltungsshow, wie ich es bei vielen anderen Bands immer wieder erlebe.
    Deswegen weiss auch jeder Fan, ohne das Dave lange Reden schwingen muß, wann er sich bei seinen Fans bedankt.
    Wie gesagt Depeche Mode sind keine Band, die sich in die massenkompatible Commerzschiene von anderen zuordnen läßt. Das sollte man schon bedenken, wenn man in ein Konzert von DM geht.
    Für mich war es eines der bewegensten Konzerte und das sicher nicht, wegen dem Düsseldorfer Publikum, sondern mehr, weil ich Dave, in all den Jahren noch nie soi ergriffen gesehen habe.

Hinterlasse einen Kommentar